FORESIGHT &
ZUKUNFTSFORSCHUNG

Zwischen Wissenschaft, Praxis
und Mainstream.

Foresight & Zukunftsforschung: Was genau ist das?

Abbildung: Die wichtigsten PROFORE-Methoden im Schaubild auf der zeitlichen und quantitativ-qualitativ-Dimension, © PROFORE Gesellschaft für Zukunft mbH.

Abbildung: Die wichtigsten PROFORE-Methoden im Schaubild auf der zeitlichen und quantitativ-qualitativ-Dimension, © PROFORE Gesellschaft für Zukunft mbH.

Wie können Unternehmen oder öffentliche Einrichtungen von der seriösen Zukunftsforschung profitieren?

Warum ist (angewandte) Zukunftsforschung unerlässlich für jede Organisation im 21. Jahrhundert?

Und welche ersten Schritte können Unternehmen oder öffentliche Einrichtungen selbst gehen, um „future-proof“ zu werden?

Diese Fragen werden uns häufig gestellt – hiermit nehmen wir sie vorweg und liefern die wichtigsten Antworten aus unserer wissenschaftlichen und praktischen Erfahrung.

Links sehen Sie eine unvollständige Auflistung der Methoden und Werkzeuge, die wir regelmäßig anwenden. Wir haben sie in der Vierfeldermatrix in die beiden Dimensionen quantitativ-qualitativ und heute-Zukunft gegliedert. Die bekanntesten Methoden bzw. Techniken finden Sie im oberen rechten Quadranten: Delphi und Szenariotechnik. Die Delphimethode liegt unseren Zukunftsstudien zugrunde, unser Szenarioprozess basiert auf der Szenariotechnik.

In Zeiten immer komplexer werdender Herausforderungen im Zusammenhang mit den Megatrends unserer Zeit – Globalisierung, Digitalisierung, Klimawandel, etc. – benötigen Unternehmen, Behörden, Verbände oder kommunale Einrichtungen neue Lösungsansätze, um erfolgreich und im Einklang mit sozialen, ökologischen und ökonomischen Kriterien operieren zu können. Entsprechend ist es wenig verwunderlich, dass es inzwischen zahlreiche gleichnamige Studiengänge und Abteilungen in Konzernen gibt: Organisationen aller Art institutionalisieren weltweit zunehmend Zukunftsforschung oder strategische Vorausschau (Foresight). Sogar die deutsche Bundesregierung plant die Einführung (s.u.).

Eine zeitlose Definition für Zukunftsforschung formulierte in den 1990er Jahren eine der Schlüsselfiguren der deutschsprachigen Community, Prof. Dr. Rolf Kreibich, der von 1969 bis 1976 Präsident der Freien Universität Berlin war und seit 1990 Direktor des Sekretariats für Zukunftsforschung (SFZ) ist:

„Zukunftsforschung ist die wissenschaftliche Befassung mit möglichen, wünschbaren und wahrscheinlichen Zukunftsentwicklungen und Gestaltungsoptionen sowie deren Voraussetzungen in Vergangenheit und Gegenwart.“ (Kreibich 1995, S. 2813)

Aus diesem Umfeld gründete zur Jahrtausendwende Prof. Dr. Gerhard de Haan das Institut Futur an der FU Berlin, woraus auch der Masterstudiengang Zukunftsforschung hervorging. PROFORE-Gründer Kai Gondlach hat dieses interdisziplinäre Programm als einer der ersten absolviert. Entscheidend ist aus seiner Sicht für die Zukunftsforschung der transdisziplinäre, systemische und kollaborative Ansatz. Was alle Einsatzfelder der Zukunftsforschung vereint ist die kontinuierliche Überwachung der wichtigsten Trendfelder sowie der Einsatz zielgenauer Methoden der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in der Ergründung spezifischer Fragestellungen. Zu den bekanntesten Methoden zählen die Delphi-Methode, die auf mehrstufigen Expertenbefragungen basiert, die Szenariotechnik, welche verschiedene Methoden kombiniert und konsistente Zukunftsbilder modelliert, sowie Backcasting, wo die strategische Planung rückwärts aus den zuvor erforschten Zukünften vollzogen wird.

Die Zukunftsforschung als interdisziplinäre Forschungsrichtung ist im wissenschaftlichen Bereich fest im Umfeld der deutschen Technikfolgen- und Systemforschung verankert, beispielsweise durch das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) oder das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (izt). Primäre Studiengänge finden sich in Deutschland wie erwähnt an der Freien Universität Berlin (Zukunftsforschung), der Fachhochschule Potsdam (Urbane Zukunft), der Hochschule Coburg (Zukunftsdesign) oder der Technischen Hochschule Ingolstadt (Global Foresight and Technology Management). Die wichtigsten Verbände sind das Netzwerk Zukunftsforschung (im deutschsprachigen Raum), die World Futures Studies Federation (WFSF, global, akademisch) sowie die Association of Professional Futurists (APF, global, angewandt).

Neben der oft eher explorativen Zukunftsforschung hat sich seit einigen Jahrzehnten für die angewandte Zukunftsforschung im unternehmerischen Umfeld der Begriff (Corporate) Foresight etabliert – auf Deutsch spricht man von strategischer Vorausschau. Anstatt vom heutigen Standpunkt aus relativ offen einen vorgegebenen Zeitraum zu antizipieren, zielt Foresight in der Regel auf klar vorgegebene Fragestellungen, Sektoren und Zeithorizonte ab. Die Wirtschaft möchte keine losen Zukunftsbilder, sondern konkrete Szenarien, die einen Einfluss auf das eigene Geschäftsmodell haben könnten.

Insbesondere in Unternehmen wurde schon früh erkannt, dass klassische, auf längere Zeit ausgelegte Aufbauorganisation und Strategie den postmodernen Rahmenbedingungen immer weniger gerecht werden. In den oft als Silos bezeichneten Unternehmenseinheiten – Vertrieb, Produktion, Verwaltung, etc. – fehlen in der Regel Einheiten oder Personal, die darauf geschult sind, zukünftige Entwicklungen zu operationalisieren und konkrete Handlungen daraus für die eigene Abteilung oder die gesamte Organisation abzuleiten.

Deshalb gibt es unzählige Anwendungsbeispiele aus der Praxis, an welchen Stellen Foresight bereits hervorragende Mehrwerte generiert hat. In diesem Zusammenhang sind die Methoden des Innovationsmanagements zu nennen, die stark auf zeitnahe Entwicklungen fokussieren und vor allem in der Forschung und Entwicklung Vorsprünge gegenüber der Konkurrenz ermöglichen. Auf organisatorischer und strategischer Seite hatte PROFORE-Gründer Kai Gondlach das Privileg, von Klaus-Peter Johanssen, einen der prägenden Strategen im Umfeld des Strategie- und Krisenmanagements, zu lernen, der den Shell-Konzern durch die Ölpreiskrise der 1970er navigierte und durch Corporate Foresight größeren Schaden vom Konzern abwenden konnte.

Eine griffige Definition für Corporate Foresight liefert uns René Rohrbeck:

„Corporate Foresight versetzt Unternehmen in die Lage, diskontinuierliche Veränderungen frühzeitig zu erkennen, ihre Folgen für das Unternehmen zu interpretieren und künftige Maßnahmen abzuleiten, um das langfristige Überleben und den Erfolg des Unternehmens zu sichern.“ (frei übersetzt nach Rohrbeck 2010)

Es geht also nicht bloß um die Früherkennung wahrscheinlicher Gefahren oder Chancen auf einer hohen Flughöhe, sondern vor allem die Definition konkreter Schritte, um sich auf das eine oder andere vorzubereiten, Risiken zu minimieren oder Potenzialen frühzeitig im Geschäftsmodell Rechnung zu tragen. Und schließlich: Die Anpassung von Prozessen, die Vorbereitung des Personals auf Turbulenzen und die prädiktive Antizipation der Zukünfte im Einklang mit den organisationalen Bedingungen im Markt.

Doch nicht nur Unternehmen können von Zukunftsforschung profitieren. Spätestens mit der Coronapandemie wurde offensichtlich, dass Regierungsorganisationen mangelhaft aufgestellt waren im Hinblick auf angewandte Zukunftsforschung. Das Wissen über nahende Gefahren wird zwar in den einzelnen Ministerien strukturiert erarbeitet und auch regelmäßig in den sogenannten „Berichten zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz“ an den Bundestag kommuniziert. Doch selbst nach einer sehr deutlichen Warnung vor einer hypothetischen Kombination aus SARS- und Coronaviren, wie es dann im Frühjahr 2020 kam, wurden keine ausreichenden Maßnahmen ergriffen, um die Bevölkerung, den Gesundheitsmarkt oder die Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung wie Gesundheitsämter nennenswert auf eine Pandemie vorzubereiten (Deutscher Bundestag 2013, S. 86).

Entsprechend gab die deutsche Bundesregierung eine Studie zur Umsetzung strategischer Vorausschau beim Fraunhofer ISI in Auftrag, deren Ergebnisse im Sommer 2022 präsentiert wurden. Auf der dazugehörigen Presseseite heißt es:

„Basierend auf Expertinnen- und Experteninterviews und wissenschaftlichen Erkenntnissen, bietet die Studie Aufschluss über Barrieren und Gelingensbedingungen für eine erfolgreiche Etablierung von Strategischer Vorausschau und formuliert konkrete Handlungsempfehlungen sowie Optionen für die zukünftige Ausgestaltung von Strategischer Vorausschau in der Bundesregierung.“ (Deutsche Bundesregierung 2022)

Die Offenheit der Bundesregierung gegenüber der Implementierung von Foresight auf höchster Verwaltungsebene ist bemerkenswert – und das Tempo, in dem eine Institutionalisierung von Zukunftsforschung vorangetrieben wird, ebenso erstaunlich.

Doch auch die einzelnen Ministerien, Ämter, Stadtverwaltungen gehören zu den Profiteuren von Public Foresight. Für die Definition einer Vision der Stadtentwicklung, die Vorbereitung auf potenzielle Klimawandelfolgen auf die städtische Infrastruktur oder erwartbare Migrationsbewegungen nutzen öffentliche Einrichtungen strategische Vorausschau entweder eigenständig oder durch externe Unterstützung.

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Zukunftsforschung in der Wissenschaft

Die Zukunftsforschung als interdisziplinäre Forschungsrichtung ist im wissenschaftlichen Bereich fest im Umfeld der deutschen Technikfolgen- und Systemforschung verankert. Neben Denkfabriken gibt es immer mehr Studiengänge und vor allem drei nennenswerte Verbände.

Zukunftsinstitut university
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)
Zukunftsinstitut university
Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT)
Zukunftsinstitut university
Freie Universität Berlin, Master Zukunftsforschung
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Fachhochschule Potsdam, Master Urbane Zukunft
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Hochschule Coburg, Master Zukunftsdesign
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Technische Hochschule Ingolstadt, Master Global Foresight and Technology Management
Zukunftsinstitut university
Netzwerk Zukunftsforschung e. V.
Zukunftsinstitut university
World Futures Studies Federation, akademisch
Zukunftsinstitut university
Association of Professional Futurists, angewandt

Zukunftsforschung und Foresight im Mainstream angekommen

Kurz: Von der systematischen Überwachung möglicher Zukünfte und Übersetzung in operative Maßnahmen profitieren sämtliche Arten von Unternehmen oder öffentlichen Einrichtungen. Was vor wenigen Jahren noch exotisch wirkte, wird in den 2020er Jahren zum Standard-Repertoire derjenigen Organisationen gehören, die erfolgreich ins nächste Jahrzehnt gehen. Mit dem Nachwuchs aus theoretischen und angewandten Studiengängen finden Arbeitgeber darüber hinaus auch besser Personal, um eigene Foresight-Abteilungen aufzubauen.

Es ist letztlich unerheblich, wie groß Organisationen sind, mit denen wir zusammenarbeiten. PROFORE hat es sich zum Ziel gesetzt, das Wissen über strategische Vorausschau möglichst breit zu fächern. Unsere Angebote aus den drei Geschäftsfeldern EXPLORE, PREPARE und EMPOWER sollen sowohl für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) einen Einstieg ins Thema sowie Einblicke in mögliche Zukünfte bieten, darüber hinaus aber auch konkrete Hilfsstellung für größere Mittelständler, Verbände, öffentliche Unternehmen und Verwaltungen bis hin zu Weltkonzernen.